Helppy

14.12.2022 - 2 min

Demenz-Hilfe: Wenn Demenz zur Zerreißprobe wird

Während es für die meisten anfangs eine Selbstverständlichkeit ist, die Pflege eines demenzkranken Angehörigen zu übernehmen, kann die Krankheit im Verlauf zu einer wahren Zerreißprobe für die ganze Familie werden. Die Diagnose Demenz ist nicht nur für Betroffene selbst ein gravierender Einschnitt in ihr gewohntes Leben, sondern stellt auch für Angehörige eine nervenaufreibende Angelegenheit dar. Besonders wenn sich eine demente Person mit dem Fortschreiten der Krankheit nicht mehr um sich selbst kümmern kann oder seinen Mitmenschen Beleidigungen und Beschuldigungen an den Kopf wirft, stoßen viele an ihre Grenzen.

Als Familie zusammenhalten

Wenn Kinder die Pflege der Eltern übernehmen, findet ein Rollentausch statt, auf den beide Seiten nicht vorbereitet waren. Ab sofort ist die gesamte Familie gefordert, gemeinsam Entscheidungen darüber zu treffen, wie die betroffene Person zukünftig versorgt und gepflegt werden soll. In den meisten Fällen ist es aber alles andere als einfach, die Aufgaben und Verantwortungen gerecht zu verteilen. Außerdem erfordert der Umgang mit Demenzkranken viel Geduld und Verständnis, doch nicht jedes Familienmitglied ist in der Lage, die betroffene Person zu verstehen und sich in ihre Emotionen einzufühlen.

Ungelöste Konflikte und negative Gefühle schaukeln sich mit der Zeit hoch und die Problematik einer Demenzerkrankung in der Familie spitzt sich weiter zu. Ganz wichtig ist es hierbei, offene Kommunikation herzustellen, damit Wünsche und Erwartungen aller Beteiligten verstanden werden. Da eine Demenzerkrankung meist gravierende Wesensänderungen bei der betroffenen Person hervorruft, ist es umso wichtiger, im Familienkreis offen über Gefühle und Ängste zu sprechen und sich damit gegenseitig den Rücken zu stärken.

Vor allem als pflegender Angehöriger, der mit der dementen Person unter einem Dach lebt, solltest Du Dir bewusst sein, dass es kein Fehler ist, zu sagen “Ich schaffe das nicht mehr”. Nicht darüber zu sprechen wird die Situation nur noch schlimmer machen und am Ende vielleicht sogar dazu führen, dass die Demenz die Familie kaputt macht.

Unterstützung holen

Du tust Dir selbst aber auch dem demenzkranken Familienmitglied keinen Gefallen, wenn Du alles allein schaffen möchtest. Es ist eine große Herausforderung, die Pflege der Eltern oder eines anderen Angehörigen zu übernehmen und gleichzeitig die eigene Familie und den Beruf zu bewältigen. Die Demenz wird fortschreiten. Wie schnell, lässt sich nicht sagen, doch es gibt eine Menge Hilfsangebote, um Dich zu entlasten.

Wurde bisher noch keine Diagnose von einem Arzt gestellt, sollte Dein Angehöriger unbedingt einem Neurologen vorgestellt werden. Vor allem falls Dein Angehöriger ungewohnt aggressives Verhalten zeigt. Wutausbrüche bis hin zu Handgreiflichkeiten sind bei Demenz leider keine Seltenheit, können aber mit dem richtigen Umgang vermieden oder gehemmt werden. Sind die Verhaltensstörungen allerdings so stark ausgeprägt, dass die Betreuung unmöglich scheint, kann ein Neurologe auch Medikamente gegen Aggressionen verschreiben.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, einen Pflegegrad für die pflegebedürftige Person zu beantragen. Welche Pflegegrade es für Demenz gibt und wie man sie beantragt, erfährst Du hier. Damit hast Du die Möglichkeit, Leistungen von der Pflegeversicherung zu erhalten, die Dich bei der Betreuung Deines Angehörigen unterstützen.

Solange eine Vollbetreuung in einer Pflegeeinrichtung noch nicht in Frage kommt, können Dir Pflegedienste bei der Betreuung zu Hause unter die Arme greifen und für Entlastung sorgen. Es mag zwar anfangs ungewohnt sein, einer fremden Person Einblick in das alltägliche Leben zu geben, auf lange Sicht wird diese Hilfe aber eine wichtige Stütze werden, um die gesamte Familie vor der Überforderung zu bewahren.

Austausch außerhalb des Familienkreises

Schließlich solltest Du den Besuch von Selbsthilfegruppen in Erwägung ziehen. Sie können für Angehörige von Demenzpatienten äußerst hilfreich sein, da sie einen sicheren Raum bieten, um ihre Erfahrungen, Sorgen und Herausforderungen zu teilen. Durch den Austausch mit anderen Betroffenen kannst Du Unterstützung, Trost und praktische Ratschläge erhalten, die auf persönlichen Erfahrungen basieren.

In Berlin findest Du Demenz-Selbsthilfegruppen für Angehörige z. B. durch die Alzheimer Angehörigen-Initiative.

Lies hier wie Stephanie und ihre Mutter Silke durch die Unterstützung ihres Helppers den Alltag meistern.

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